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Engelsfeder

 

Gefallener Engel

Eine Fußspur im Sand, vom Mondlicht erhellt,
weiße Federn, vom Wind sanft getragen.
Ein Engel, verbannt aus seiner Welt,
verflucht und mit Schande geschlagen.

Er stürzte nieder, vom Himmel herab,
seine Flügel gebrochen, doch auch sein Stolz.
Das Urteil scheint gleich dem Stoß in sein Grab,
verirrt in der Nacht, schwarz wie Ebenholz.

Das Versäumnis, zu beschützen sein Erdenkind,
war der Fehler, den er begangen.
Er wollt´ leben, wollt´ sein, wie die Menschen sind -
hat sich im Lügennetz verfangen.

Seiner Flügel beraubt steht er nun am Strand,
verängstigt, umgeben von Dunkelheit.
Kein erbarmendes Wort, keine schützende Hand,
die ihn erlöst aus seiner Einsamkeit.

Von stummen Tränen benetzt das Gesicht,
sieht er auf in die himmlische Ferne.
Der Engel sehnt sich nach einem Licht,
doch graue Wolken vertrieben die Sterne.

Er sinkt auf die Knie, von Verzweiflung geplagt,
ein Schrei entflieht seiner Kehle.
Die gebrochenen Flügel berührt er verzagt,
mit ihnen zerbrach seine Seele.

Der Engel vermißt sein himmlisches Leben,
die Gefährten, geflügelt wie er es einst war.
Im Herzen wünscht er, sie würden vergeben
das Unglück, das durch seine Fehler geschah.

Tief im Inn´ren spürt er brennen die Qual -
das Urteil verbannt ihn zu irdischem Sein.
Doch kann er ertragen jenes Schicksal,
das ihm sein Herz bricht, als sei es aus Stein?

Der gefallene Engel blickt hinaus auf´s Meer,
voller Sehnsucht nach Gnade und Licht.
Ihm wurde genommen jegliche Ehr´ -
doch Nachsicht erwartet er nicht.


Er nimmt kaum wahr den hellen Schein,
der plötzlich erleuchtet die Nacht.
Er sieht nicht, daß jemand anders trifft ein:
der Himmel hat ihm einen Boten gebracht.

Ein Erzengel ist´s, der die Stimme erhebt -
„Nun fühlst du gerechten Schmerz.“
Der gefallene Engel vor Schrecken erbebt,
voll Pein und Haß ist sein Herz.

„Gabriel, Engel der Rache genannt,
der du hast das Urteil gesprochen.
Du bestraftest mich, hast mich verbannt,
doch so hast auch du Recht gebrochen!“

Der weise Blick Gabriels liegt voller Güte
auf dem von Gram vernarbten Gesicht.
„Glaubst du, daß ich mich nicht redlich bemühte,
zu fällen ein Urteil, das Gerechtigkeit entspricht?“

„Ich trieb dich hinaus, zu irdischem Leben,
du bist nicht mehr würdig dem himmlischen Reich.
Doch auch ist mein Auftrag, Gnade zu geben,
drum ist dein Schicksal mir nicht gleich.“

Verbittert lacht der Geächtete auf:
„Was soll es mir nützen, mein Dasein auf Erden?
Da nehme ich lieber den Tod in Kauf!
Du sagst, aus Bestrafung soll Gnade werden?“

Gabriel lächelt verhalten und spricht:
„Hab ich dir auch deine Flügel genommen,
so begrabe deine Hoffnung nicht.
Trotz deiner Fehler bist du sehr weit gekommen.“

In den Worten des Engels klingt gebrochener Mut.
„Ich weiß, daß ich Deinesgleichen unwürdig bin.
Weder für Luzifer noch für Gott bin ich gut -
was hat mein Leben noch für einen Sinn?“

„Mein Urteil war hart, und doch durchdacht,
denn du hast trotz allem meinen Segen.
Obgleich du dem Himmel Verrat gebracht,
kannst du dein eigenes Glück bewegen.“

„Du versprachst, du willst mir Gnade gewähren,
oh Gabriel, sag, was ist dein Gebot?
Wie kann ich der Menschheit Gutes bescheren,
und meine Seele befreien aus ihrer Not?“

„Als Engel auf Erden ist´s deine Pflicht
zu beschützen all jene, die Fehler gemacht.
Sei ihnen Freund, schenk ihnen das Licht,
das erhellt ihren Weg durch die dunkle Nacht.“

Der gefallene Engel hört Gabriels Worte,
neue Hoffnung erwacht in seinem Blick.
Seine Schuld muß er tilgen, hier am irdischen Orte,
nun muß er sich stellen der Güt´ des Geschicks.

„Engel der Gnade, ich werd´ alles geben,
zu bewahren die Menschen vor Unglück und Pein.
Nach Gottes Verzeihen will ich streben,
bis meine Seele von Unrecht ist rein.“

„Solang deine Hoffnung bleibt bestehen,
erhellt auch ein Licht die Dunkelheit.
Drum trau dich, deinen eigenen Weg zu gehen,
glaube an dich, auch in düsterer Zeit.“

Die Worte Gabriels klingen von fern,
als der Erzengel seine Schwingen hebt.
Am Himmelszelt funkelt hell ein Stern,
während Gabriel von dannen schwebt.

Eine Fußspur im Sand, vom Mondlicht erhellt,
weiße Federn, vom Wind sanft getragen.
Hoffnung stirbt nicht: Selbst wenn ein Engel fällt,
muß er nur seinen eigenen Weg wagen.